Erinnern heißt Handeln

Eine Sendung, die sich in mehrfacher Hinsicht dem Erinnern nähert.

In einem Interview wird das Theoriefestival Kantine Benjamin (24.-30. August 2020) vorgestellt, in dessen Rahmen sich eine Woche in unterschiedlichen Formaten den Schriften, Gedanken und dem Leben Walter Benjamins gewidmet wird, der im September 1940 auf der Flucht vor den Nazis im spanischen Grenzort Portbou starb.

Unweit des Pyrenäendorfs versucht der Rechtsextreme Bürgermeister Perpignans aktuell Benjamins Name für seine Zwecke zu instrumentalisieren – er kündigte an, das seit Jahren geschlossene Walter-Benjamin-Zentrum für zeitgenössische Kunst in Perpignan als ein Dokumentationszentrum zu Flucht und Vertreibung wieder eröffnen zu wollen. Dagegen spricht sich ein offener Brief aus, den auch Madeleine Claus und Bruno Tackels von der Assosation de prix européen Walter Benjamin lanciert haben. Eine Collage beleuchtet dieses umkämpfte Erinnern.

Lisa Fittko, die Walter Benjamin und zahlreiche weitere Flühtlinge 1940/41 im südfranzösischen Banyuls-Sur-Mer aufnahm und sie von dort aus über die Pyrenäen zur französisch-spanischen Grenze begleitete ist vor allem aufgrund ebendieser Fluchthilfe bekannt. Ihr Leben war aber bereits in Jugendjahren von antifaschistischen Auseinandersetzungen und Aktionen geprägt und ihr politisches Interesse ebbte bis zu ihrem Tod 2005 nicht ab. Die Autorin Eva Weissweiler recherchiert derzeit für eine Biographie über Lisa Fittko und gibt Auskunft über die bescheidene, allzeit entschlossene und vor allem Praxis-orientierte Antifaschistin.

Während Lisa Fittko aufgrund ihres politischen Engagements Berlin 1933 verlassen musste und über Tschechien, die Schweiz und Niederlande nach Frankreich gelangte, blieb ihre Tante, die Malerin Malva Schalek, in Leitmeritz (Tschchien). 1942 wurde sie, wie viele andere jüdische Künstlerinnen, nach Theresienstadt deportiert. Ilka Wonschik, Autorin des Buchs Es war wohl ein anderer Stern, auf dem wir lebten … und Mitbegründerin der Gesellschaft Gedächtnisbilder – Erinnerungskultur in der Kunst von Frauen geht im Gespäch auf Künstlerinnen ein, die in Theresienstadt mit Stift und Pinsel in gewisser Weise ihre Selbstbehauptung wiedergewannen und unter großer Angst erwischt zu werden, Werke schufen, die uns heute eindringlich von den Menschen und ihrer Situation in Theresienstadt erzählen.

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