Asja Lacis, 1891 im heutigen Lettland geboren, war Schauspielerin, Theaterregisseurin und, wir würden heute sagen, „Theaterpädagogin“. In ihrem „proletarischen Kindertheater“ verknüpfte sie politische Ansätze und ästhetische Ausdrucksmittel mit dem kindlichen Spiel und suchte so, auf eine damals revolutionäre Art, jungen Menschen Selbst- und Welterfahrung zu ermöglichen. Walter Benjamin, der Asja Lacis auf Capri 1924 kennen lernte, war begeistert von dieser energischen, theaterbegeisterten Frau aus Riga, sicherlich auch, weil Lacis und Benjamin einige Gemeinsamkeiten hatten, wie zum Beispiel das Interesse für Theater, Literatur, Städte und Architektur und er insbesondere in ihrer Theaterpraxis mit Kindern in Orel Ansätze sah, die mit seiner Auffassung von „Kultur“, einer linken „Politisierung der Kunst“ (Kunstwerkausfsatz) korrespondierten. Im „Programm eines proletarischen Kindertheaters“ floss, neben Neuerungen der russischen Avantgarde, seinen Untersuchungen zum Barocken Trauerspiel und seinen Gedanken zu Brechts epischem Theater auch der Austausch und die Bekanntschaft mit Asja Lacis Theaterpraxis ein. Diesen Text hat die promovierte Theater- und Tanzpädagogin und -therapeutin Karin Burk unter die Lupe genommen – „Kindertheater als Möglichkeitsraum. Untersuchungen zu Walter Benjamins ‚Programm eines proletarischen Kindertheaters‘“ von Karin Burk erschien 2015 im transcript Verlag. Eingangs skizziert die Autorin das Neue im Theater der 1920er Jahre in Abgrenzung zum dramatischen Theater, um dann den Bogen von Brechts Ideen über Lacis Praxis zu Benjamins Idee des „proletarischen Kindertheaters“ zu spannen.
Lacis Idee des autonomen Kinderkollektivs und Benjamins Rahmen – Karin Burk zum „Programm eines proletarischen Kindertheaters“
